Undine - von Christian Petzold
Petzolds Vorliebe für vertrackte Situationen konnte man ja schon in der Romanverfilmung TRANSIT bewundern. Nun widmet sich der Regisseur einer weniger bekannten Sagenfigur. Und er hat sich wieder für Paula Beer entschieden. Dieses Mal aber in der Hauptrolle.
Undine lebt eigentlich ein gewöhnliches Leben. Sie arbeitet als Historikerin und klärt dabei Gruppen über die architektonischen Besonderheiten Berlins auf. Als sich aber ihr Freund Johannes von ihr trennt, beginnt das Unheil. Denn ein Fluch besagt, dass Undine den Mann töten muss, der sie hintergeht, um dann ins Wasser zurückzukehren. Doch Undine ist eine moderne Frau und will sich nicht der Vorherbestimmung beugen. Und als sie auf Christoph trifft, ist Johannes auch schnell vergessen. Aber kann Undine ihrem Schicksal wirklich einfach so davonlaufen?
Petzold kommt gleich zur Sache. Während noch der Vorspann läuft, macht Johannes mit Undine Schluss. Dabei setzt sich der Filmtitel so unaufgeregt ins Bild, dass man ihn fast übersieht. Diese Klarheit und Einfachheit durchziehen nicht nur den dann folgenden Plot, sondern ebenso die bewusst gesetzten Bilder. Gleichzeitig traut sich der Film Langsamkeit und er ist sich seines Gegenstandes wohl bewusst. Undine ist eine Sage, die eigentlich in unserer modernen Realität keinen Platz mehr hat. Und so schafft es Petzold, aber vor allem Paula Beer, die Geschichte immer zwischen Realität und Fantasie schweben zu lassen. Ebenso überrascht der leicht humoristische Ton, der ab und zu gekonnt an die Oberfläche tritt. Das löst ein bisschen die Ernsthaftigkeit und so kann sich UNDINE vom steifen Deutschen Film abgrenzen.
Aber ich hätte mir ein knackigeres Ende gewünscht. Es gibt einen bestimmten Moment, gegen Ende, als eine kurze Schwarzblende erfolgt und man könnte meinen, es sei vorbei. Aber es geht weiter! Man versteht zwar mit der Zeit, wieso es so enden muss, aber eine Art Mittelweg hätte dem Film vielleicht besser getan.
Trotzdem für den ersten Film auf der Berlinale, alles andere als enttäuschend!
Ab dem 26. März im Kino!
Foto: © Piffl Medien GmBh
Deutschland/90 Minuten
Ein Fisch, der auf dem Rücken schwimmt - von Eliza Petkova
Das Zusammenziehen von Andrea mit ihrem Freund Philipp bringt ungeahnte Begegnungen mit sich, denn Philipps Sohn Martin kann seine Zuneigung zu Andrea nur kurz verbergen. Und schnell beginnen die beiden eine Affäre.
So viel zum auf den ersten Blick einfachen Plot. Doch mit der Zeit offenbart sich das Ausmaß dieser Dreiecksbeziehung. Überwiegend als Kammerspiel inszeniert, wird diese Familiengeschichte in nicht allzu langen Szenen, gerne ohne Schnitt, erzählt. Keine schließt nahtlos an die nächste an, was nicht verwirrt, sondern schnell für einen Überblick über die Figuren sorgt. Nach meinem Trauma mit ICH WAR ZU HAUSE, ABER (2019) musste ich mich darauf auch erstmal einlassen, aber man gewöhnt sich schnell daran. Es bringt sogar ein angenehmes Tempo in den Film.
Die Figur der Andrea fällt hier ebenso besonders ins Auge. Sie scheint eine Frau ohne Vergangenheit und Ziel zu sein. Wie ein leeres Blatt, das aber auch nicht unbedingt danach strebt, beschrieben zu werden. Ihr scheint alles egal zu sein. Sie lebt im Moment und übernimmt keine Verantwortung für ihr Tun. Man könnte sie fast als Arschloch bezeichnen in ihrer Gleichgültigkeit und das ist für eine Frauenrolle schon ungewöhnlich. Das macht sie geradezu gefährlich!
Die nun festgefahrenen Leben der drei spitzt sich mit jeder Filmminute immer weiter zu und man wartet eigentlich nur noch auf den großen Knall. Das sorgt leider dafür, dass man die Mitte des Films etwas absitzt, da sich die Spannungen erst aufbauen müssen. Auch wirkt der Beginn der Affäre zwischen Andrea und Martin etwas mechanisch und allzu vom Plot gewollt. Aber vielleicht ist das auch nötig, um im Weiteren den Figuren lang genug bei ihrem vermeidlichen Untergang zuschauen zu können.
Die Montage könnte für manche etwas abschreckend sein und man läuft schnell Gefahr, den Film in die Kunstecke zu schieben, aber das Schauspiel überzeugt hier sowie der interessante Plot!
Deutschland/103 Minuten
Todos Os Mortos - von Caetano Gotardo und Marco Dutra
Das brasilianische Drama TODOS OS MORTOS – ALL THE DEAD ONES zeichnet eine Familiengeschichte aus der Oberschicht 11 Jahre, nachdem die Sklaverei abgeschafft wurde und ihren unvermeidlichen Untergang. Wir begleiten 4 Frauen bei dem Übergang zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert.
Isabel und ihre beiden Töchter Maria und Ana sind bankrott. Die Kaffeefarm mit großem Haus besitzen sie schon lange nicht mehr und so muss Maria, die Nonne geworden ist, dabei zusehen wie ihre Schwester Ana sich ihren Visionen von Toden hingibt und ihre Mutter langsam den Lebensmut verliert. Parallel erzählt der Film die Geschichte der ehemaligen Sklavin Iná, die mit allen Mitteln versucht, ihre Familie wieder zu vereinen.
Der Film fokussiert sich offensichtlich auf die Figuren der Frauen. Die Männer sind hier nicht von Nutzen, was in einer Szene überdeutlich klar gemacht wird, als selbst der Vater von Maria und Ana den Untergang der Familie nicht verhindern kann trotz großer Versprechungen. So versuchen alle Frauen im Film, selbstständig und auf ihre ganz persönliche Art ihre Zukunft selbst zu gestalten.
Dramen aus Brasilien sieht man im deutschen Kino auch nicht alle Tage. Da ist es auch schön zu sehen, dass TODOS OS MORTOS so facettenreich ist. Auf der einen Seite haben wir eine klassische Montage von parallellaufenden Geschichten, die sich immer wieder logisch und nachvollziehbar berühren. Und auf der anderen Seite schleichen sich langsam und kaum bemerkt Verweise auf die Gegenwart ins Bild und in die Geschichte, welche Kritik an der momentanen politischen Lage in Brasilien darstellen. Auch heißt der Film nicht ohne Grund ALL DIE TOTEN im Deutschen und behandelt ebenso die tiefen Wunden aus den langen Jahren des Sklavenhandels in Brasilien. Das sorgt dann doch für ein wenig Gänsehaut.
Abgerundet wird das Ganze mit einem ungewöhnlichen, aber nach kurzer Überlegung absolut passendem Ende. Vielleicht nicht etwas für jeden und auch nicht ganz leichte Kost, aber interessant gemacht mit Bezug zur Realität.
Brasilien/Frankreich/120 Minuten
Kids Run - von Barbara Ott
Der junge Vater Andi hat in dem Film KIDS RUN nicht nur schon drei Kinder mit Mitte Zwanzig, sondern auch ständig Geldprobleme. Da passt es natürlich überhaupt nicht, dass seine Ex-Freundin plötzlich das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter einfordert...
Laut dieser erstmal simpel klingenden Plotline bin ich davon ausgegangen, dass Andi hier übel von seinen Mitmenschen mitgespielt wird. Das dreht sich aber in den ersten paar Minuten. Er ist zwar kein schlechter Mensch, aber ein leichter Zeitgenosse ist Andi auch nicht. Mit der Kindererziehung haltlos überfordert, fällt es ihm auch noch sehr schwer, um Hilfe zu bitten. Ein Mann muss das allein schaffen, ein Mann muss seine Familie versorgen, scheint aus jeder seiner Poren zu schreien.
Mit der Zeit formt sich das hoffnungslose Umfeld der Protagonisten. Irgendwo in Europa lebend, zwischen Plattenbau und Schrottplatz gibt es keine Perspektiven, es gibt hier gar nichts. Trotzdem versucht sich Andi, aus Liebe zu seinen Kindern, irgendwie durchzuschlagen. Leider vollzieht hier der Charakter nicht wirklich eine Entwicklung und behält seine starren Verhaltensmuster sehr lange bei. Es kommt zum Schluss eher zu einer Erkenntnis. Nämlich die, dass er seine Kinder liebt, trotz seiner impulsiven und gewalttätigen Ausbrüche und all der Widerstände. Das hat man aber als aufmerksamer Zuschauer schon lange vorher verstanden. Andi ist kein Monster, sondern versucht, wohlgemerkt auf seine Art, sein Bestes. Die Figur funktioniert und ist authentisch. Sie kann sogar überraschen. Das jetzt aber als große Entwicklung zu zählen, wäre wohl etwas zu viel des Guten.
Und so bleibt nur das realistische Portrait einer Parallelgesellschaft, welche wohl vielen unbekannt ist und ein großartiger Jannis Niewöhner, der als sturer Prolet alle an die Wand spielt. Wer ihn in 4 KÖINGE (2015) mochte, wird ihn in dem deutschen Sozialdrama KIDS RUN lieben!
Ab dem 26. November 2020 im Kino! >>> Meine Filmkritik auf YT
Foto: © Farbfilm
Deutschland/104 Minuten
The Assistant - von Kitty Green
Jane (Julia Garner) hat einen Job als Assistentin bei einem mächtigen Unterhaltungs-Mogul. Ihr Tag ist geprägt von Kopieren, Kaffeekochen und Telefonieren. Doch obwohl sie erst seit Kurzem dort arbeitet, wird für sie der Missbrauch an jungen Frauen durch ihren Chef immer offensichtlicher, bis Jane es nicht mehr ertragen kann.
Die Geschichte basiert auf den Erfahrungen einer ehemaligen Assistentin von Filmproduzent Harvey Weinstein.
Ich habe den Trailer zum Film schon vor Monaten auf YouTube gefunden und dachte sofort: Diesen Film muss ich sehen! Julia Garner hat den Sprung zu uns ins Kino noch nicht so ganz geschafft, aber sie ist schon jetzt ein von mir gern gesehenes Gesicht im Kino. Obwohl die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, scheint ihr die Rolle auf den Leib geschrieben zu sein. Sie ist die stille dritte Hand eines mächtigen Mannes, den man übrigens nie zu Gesicht bekommt. Ebenso haben die Geschäftsmänner, die bei ihm ein und aus gehen durch geschickte Bildausschnitte keine Köpfe, was seitens der visuellen Gestaltung, aber auch für den Plot, ein schönes, unverbrauchtes Detail ist. So bekommt der Täter, aber auch die, die schweigen, etwas Bedrohliches, etwas Unantastbares.
Ebenso ist erfrischend, dass die Handlung an einem einzigen Tag stattfindet. Man braucht nur einen Tag, um als Zuschauer zu verstehen, dass hier etwas falsch läuft. Unterschützt wird dieses Gefühl von diesen kleinen Gesten, Blicken und Momenten, die in ihrer Gesamtheit so viel Sprengkraft besitzen, dass das Schweigen und die Untätigkeit irgendwann unerträglich werden.
Jeder weiß es, aber alle machen weiter und das ist einfach schockierend. Wie ein Virus verschlingt das Wegsehen jeden, der diesen Strukturen zu nahe kommt. Und so ist auch Jane keine Heldin im üblichen Sinne, denn der Film erzählt authentisch und nachvollziehbar ihre Hilflosigkeit. Er lässt ein Stück weit verstehen, wie Männer wie Weinstein so lange unbehelligt weitermachen konnten. Er entschuldigt nicht das Schweigen, aber erklärt zumindest, warum so lange niemand etwas gesagt hat.
Für mich bis jetzt das Highlight auf der Berlinale!
Foto: © Forensic Films
USA/85 Minuten
Schlaf - von Michael Venus
Kann man Schuld, Ängste und sogar Alpträume vererben? Laut des Horrorfilms SCHLAF, schon.
Monas Mutter glaubt, die Albträume, die sie hat, sind Realität. Mona macht sich deswegen große Sorgen. Ohne ihr Wissen reist ihre Mutter an den Ort, ein Hotel in einem abgelegenen Kaff, von dem sie immer träumt. Dort erleidet sie einen Schock und muss ins Krankenhaus. Schnell versteht Mona, dass sie ihrer Mutter am Krankenbett nicht helfen kann und so nimmt sie sich, auch weil es nicht wirklich Alternativen gibt, selbst ein Zimmer in dem besagten Hotel. Es dauert nicht lange und sie hat selbst die gleichen Träume wie ihre Mutter.
Absolut jeder hatte schon einmal einen Albtraum, der nicht enden wollte und uns noch lange bis in den Tag verfolgt hat… Genau dieses unangenehme, ekelige Gefühl, das ist der Film SCHLAF!
Was ist Traum, was Wirklichkeit? Für mich, als keinem Fan von Horror, war dieser Film eine echte Herausforderung, aber es hat sich absolut gelohnt. SCHLAF arbeitet nicht nur mit bloßen Jumpscares und Ekel, sondern der Film baut langsam eine Stimmung auf, die verstörenden, wie schön absurden Horror zulässt, ohne dass die Atmosphäre des Films leidet. Ein bisschen erinnert das Hotelfeeling an SHINING. Beste Voraussetzungen, oder?
Der Film packt einen genau da, wo es besonders unangenehm ist: In unserem wohlverdienten Schlaf!
Natürlich wurde dieses Thema schon etliche Male über die Leinwand gejagt, aber dieser Film geht einen Schritt weiter. Es geht um Alpträume, die generationsübergreifend agieren. Ein absolut gruseliger Gedanke! Wie das genau funktioniert, spielt gar keine große Rolle. Der Film stellt es glaubhaft und herrlich gruselig da, mit einer guten Prise Humor.
Mal ganz davon abgesehen, dass hier Gro Swantje Kohlhof und Sandra Hüller hier eine Glanzleistung abliefert, kann ich sagen, mir, einem Angsthasen, hat der Film gefallen!
Ab dem 26. August 2020 im Kino!
Foto: © Salzgeber & Company Medien
Deutschland/102 Minuten
Shirley - von Josephine Decker
Shirley ist eine begnadete Schriftstellerin und wird für ihre Genialität gefeiert. Doch der Preis, den sie dafür zahlen muss, ist hoch. Wochenlang igelt sie sich im Bett ein und kann das Haus nicht verlassen. Zu ihrem Leidwesen quartiert ihr Mann, ein Literaturkritiker und Universitätsprofessor, ein junges Paar bei ihnen ein und Shirley fühlt sich sofort von den Fremden gestört. Doch was anfangs lästig wirkt, trägt schnell Früchte und Shirley beginnt einen Roman.
Viel muss ich zu dem Thriller SHIRLEY nicht sagen. Das Drehbuch ist grandios geschrieben, Elizabeth Moss spielt sich die Seele aus dem Leib und trägt damit problemlos allein den Film. Sie zeigt, dass es nicht immer eine „schöne“ Hauptdarstellerin braucht, um abzuliefern.
Die Geschichte präsentiert gekonnt zwei starke Frauenfiguren, wohingegen, die Männer zwar gut spielen, aber als Figuren, trotz narzisstischer und impulsiver Züge bei Shirleys Ehemann, in den Hintergrund treten. Außerdem zeichnet der Film ein authentisches Bild des intellektuellen Milieus der 40er in den USA. Und hinzu kommt auch noch ein Kriminalfall. Was will man mehr? Vielleicht einen Kinostart in Deutschland?
Foto: © Killer Films
USA/107 Minuten
Domangchin yeoja / The Woman Who Ran / Die Frau, die rannte - von Hong Sangsoo
Das koreanische Drama DIE FRAU, DIE RANNTE erzählt von Gamhee, die in einem Vorort von Seoul drei Freundinnen besucht, die sie lange nicht gesehen hat. Doch jeder dieser Begegnungen liegt etwas Verstecktes zugrunde.
Das Erste, was hier ins Auge sticht sind die Zooms, die in den auffällig langen Takes als Montagealternative zu begreifen sind. Ist diese Art der Fokussierung zu Beginn noch irritierend, so gewöhnt man sich recht schnell daran.
Was hier eigentlich im Vordergrund steht, sind die zunächst oberflächlich wirkenden Dialoge zwischen den Frauen, die aber zeitgleich einen tiefen Einblick in die koreanische Etikette und Kultur geben. Es brodelt etwas an der Oberfläche und die Hauptprotagonistin scheint sich erst durch diese ganzen Konversationen kämpfen zu müssen, bis sie auf ihr eigentlich es Ziel trifft. Dabei wird die intensive Vorarbeit der Schauspielerinnen deutlich, die oft nicht durch den Schnitt in den einzelnen Szenen erlöst werden. Schuss-Gegenschuss war gestern! Ein verhältnismäßig kurzes Spielfilmerlebnis mit 77 Minuten, aber dadurch nicht weniger gut, sondern überraschend anders.
Foto: © Producition Company
Südkorea/77Minuten
Never Rarely Sometimes Always - von Eliza Hittman
Die 17-jährige Autumn ist schwanger. Auf die Unterstützung ihrer Eltern kann sie nicht bauen, also reist sie nun mit ihrer Cousine Skylar nach New York, um das Kind abtreiben zu lassen. Doch das wird schwieriger als gedacht.
Das Thema in dem amerikanischen Drama NEVER RARELYY SOMETIMES ALWAYS ist klar. Es geht um den Schwangerschaftsabbruch. Am Anfang war ich nicht so ganz überzeugt von diesem Film, da ich nicht ausmachen konnte, wo er hin möchte. Aber dann spielt sich dieses stille, unscheinbare Mädchen, gespielt von Newcomerin Sidney Flanigan, so langsam und unbemerkt ins Herz, dass es nur einen kurzen Moment braucht, um einem die Tränen in die Augen zu treiben. Man versteht plötzlich, wieso sie dieses Kind nicht bekommen will, nicht bekommen kann und warum sie so lange geschwiegen hat. Der Film zeigt Autumns mutigen Weg in so einer Detailgenauigkeit, dass es oft nicht zu ertragen ist. Dabei ist die Kamera oft ganz nah und sucht nach einer Regung, einer Emotion, die dieses stille Kind so tief in sich vergraben haben muss, dass es weh tut.
Und hätten wir nicht alle gerne eine Cousine wie Skylar, die ohne Zögern Autumn unterschützt! Der Film braucht keine großen Worte, keine Reden, keine Statements, sondern nur das Schweigen zweier Freundinnen, das mehr sagt als tausend Worte. Selten wird so viel, durch so wenig Dialog erzählt.
NEVER RARELY SOMETIMES ALAWAYS ist ein unbequemer und trotzdem wichtiger Film, denn das Thema Schwangerschaftsabbruch bitter nötig hatte. Denn er romantisiert nicht, aber dramatisiert auch nicht, sondern zeigt die Realität, zeigt das Schicksal von vielen jungen Frauen, welche sonst oft im Verborgenen bleiben. Wir müssen mehr darüber sprechen, ganz klar!
Ab dem 17. September 2020 im Kino!
Foto: Universal Pictures Germany
USA/GB/101 Minuten
Berlin Alexanderplatz - von Burhan Qurbani
Der Roman BERLIN ALEXANDERPLATZ von Alfred Döblin wurde vor knapp 100 Jahren 1929 veröffentlicht. Solch ein Meilenstein der deutschen Literatur filmisch in die Gegenwart zu holen, ist nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich. Denn man könnte scheitern…
Trotzdem hat sich der Regisseur Burhan Qurbani mit dem Film BERLIN ALEXANDERPLATZ dieser Herausforderung gestellt.
Die Hauptfigur Francis ist aus Afrika geflohen, hat das Mittelmeer überlebt und will jetzt einfach nur, wie er selbst sagt, „gut sein“. Er landet in dem Schmelztiegel Berlin und muss nun aufpassen, dass diese gnadenlose Stadt ihn nicht verschlingt.
Dass es plötzlich kein Lohnarbeiter wie in der Vorlage ist, sondern ein Flüchtling ohne Pass stört überhaupt nicht. Die Härte und Erbarmungslosigkeit, die Francis entgegenschlägt, ist die gleiche. So stellt Qurbani ohne großes Aufheben den benötigten Bezug zur Gegenwart her. Trotzdem ist es kein Flüchtlingsdrama. Es bleibt bei Döblins Idee eines Mannes, der versucht das Richtige zu tun und scheitert.
Das größte Hindernis, die Kombination aus Literatur und Film gelingt hier problemlos. Jella Hasses Stimme (Mieze) streut die Sätze von Döblin über die beeindruckenden Bilder, als wären sie ihr gerade in den Sinn gekommen. So bekommt der Film diese beeindruckenden Momente, die der Madness der Großstadt Berlin einen poetischen Touch geben. Danach suchen andere gute Filme vergeblich. Qurbani hat nicht versucht einen Kompromiss zwischen Vorlage und Gegenwart zu finden, sondern hat etwas Neues erschaffen. Die Frage, ob die Romanadaption gelungen ist, stellt sich gar nicht. Der Film steht für sich und er ist mehr als gelungen! Er zerschlägt dich! Qurbani hat unberechenbare Figuren erschaffen, die mich nicht nur beunruhigt, sondern mit Angst gemacht haben.
3 Stunden lang sprudeln bis ins letzte Detail komponierte Bilder und Intensive Figuren auf dich ein, dass man am Ende das Bedürfnis hat, den Figuren gleich, selbst nach Luft zu schnappen. Die Hauptfigur Francis, alias Franz, geht durch die Hölle und wir mit ihm!
Ab dem 30. Juli 2020 im Kino! >>> Meine Filmkritik auf YT
Foto: Entertainment One Germany (eOne)
Deutschland/183 Minuten
Und zurück nach Hannover!
Filme, die demnächst oder schon im Kino sind!
Vielleicht was für den DVD-Abend?